Sind Systemkameras brauchbare und gute Kameras? Als „privater Urlaubs- und Familienfotograf“ braucht man nicht zwingend eine digitale Spiegelreflexkamera. Im Gegenteil, diese Kameras sind oft zu groß und schwer als das man sie überall mit hinnehmen möchte. Ich wurde schon ein paar mal gefragt, welche Kamera ich als Alternative empfehlen würde. Da ich mich bisher in dem Gebiet eher wenig auskannte habe ich versucht mich einzuarbeiten um eine kleine Hilfe für euch zu schreiben. Im Gegensatz zu meinem ersten Beitrag über die DSLR für Einsteiger werde ich nun weniger über allgemeines Kamera-Wissen reden sondern versuchen mehrere Modelle zu vergleichen.
Vorneweg, es handelt sich bei dem Bericht um eine Schreibtisch-Recherche. Die eine oder andere Kamera hatte ich zwar bereits in der Hand, aber selten unter den Gesichtspunkt einen Artikel darüber zu schreiben. Ich selbst habe mir vor 2 Jahren auch eine etwas kompaktere Kamera zugelegt, eine Fuji X100. Sie ist zu meiner „Immer-dabei“-Kamera geworden und ich bin bis auf einige Macken recht zufrieden damit. Meine Kriterien für den Kauf damals werde ich versuchen auch in diesen Artikel einfließen zu lassen. Wichtig war mir neben dem Preis vor allem sechs Aspekte: Größe und Gewicht, Bildrauschen/-qualität, direkte manuelle Einstellungsmöglichkeiten, lichtstarkes Objektiv, Bilddateien als RAW und einen Sucher, falls man mit Sonne auf dem Display nichts erkennt. Mittlerweile würde ich dies noch um einen schnellen Autofokus erweitern.
Die wichtigste Frage am Anfang ist: Was will ich mit der Kamera machen? Die Kamera soll eine „Immer-dabei“-Kamera sein, sie soll mich im Urlaub und im Alltag begleiten. Ich möchte auch abends in der Stadt oder am Strand noch gute Bilder(ohne Blitz) mit ihr machen und das ein oder andere Portrait mit ihr schießen. Es ist für mich eine Zweitkamera und soll daher in einem gerechtfertigten preislichen Rahmen bleiben, das sind bei mir unter 1000€. Ich lege keinen großen Wert auf Video und Gimmicks, Verknüpfung mit dem Smartphone oder GPS-Daten.
Ich habe mich nun eine kompletten Tag nur mit Systemkameras beschäftigt. Man könnte sicher noch viel mehr Zeit damit verbringen und viel weiter ins Detail gehen. Aber ich konnte zumindest meine Favoriten recht stark eingrenzen, der Rest ist dann eher persönlicher Geschmack und die Kamera mal in die Hand nehmen. Das kann ich leider niemandem abnehmen.
Wie bin ich vorgegangen:
Zunächst habe ich eine kleine Liste mit mir bekannten Systemkamera-Herstellern gemacht, hier sind schon aus verscheidenen Gründen ein paar Serien ausgeschieden. Genauer betrachtet habe ich Panasonic Lumix, Fujifilm X, Olympus OMD / PEN, Sony Alpha. Nicht in der Betrachtung gelandet sind die Modelle Samsung NX (Serie leider eingestellt, NX500 oder NX300mm wäre sonst interessant), Nikon1 (gefallen mir nicht, Preis/Leistung), Canon EOS M (noch nichts Gutes über die Kamera gehört), Pentax (noch nichts gehört).
Ich habe mir nun eine kleinen Tabelle erstellt in der ich verschiedene Kriterien aufgenommen habe. Darunter waren Modell, Erscheinungsjahr, Preis, die maximale ISO-Zahl, Bildseriengeschwindigkeit, Sensorgröße, Vorhanden sein von interner Blitz, Blitzschuh, Sucher, Klappdisplay (auf Grund einer speziellen Nachfrage) und Preise ausgewählter Objektive. Die Komplette Tabelle findet ihr in dem PDF – ist aber eher funktional gehalten und nicht aufgehübscht! :) Werte zu den Kameras und vor allem zu dem Sensorrauschen habe ich vorwiegend von der DXOMARK-Webseite.
Ich will euch nur die Modelle vorstellen die es in den „Recall“ geschafft haben. Fujifilm hat sehr schicke Kameras, hat sich leider damit ins Abseits geschossen, weil man absolut kein Objektiv unter 400 € bekommen. Das mag vielleicht an der hohen Qualität der Objektive liegen, aber eine Immer-dabei-Urlaubs-Kamera mit einem 800€-Objektiv finde ich doof.
Bei der Auswertung haben sich für mich zwei Kategorien gebildet:
1: geile Kameras und ich kann mich nicht so 100% zwischen denen entscheiden. Preis ist gehoben und auch die Objektivauswahl ist gut.
2: gute Kameras mit „Mängeln“ an den meinen Wünschen, aber vom Preis her auf jeden Fall erwähnenswert und wirkliche Alternativen
Kommen wir also schnell zu der Kategorie I:
Vorab zu den beiden Kameras, sie haben einen eingebauten Blitz, einen Blitzschuh sowie einen fest verbauten Sucher. Die Displays sind um einen gewissen Grad neigbar, jedoch nicht zu 180° dreh- oder klappbar.
Sony Alpha 6000: Ich hab in meinem Kreis von ambitionierte Fotografen gefragt was sie von dieser Kamera halten und es gab durchweg sehr positive Resonanz. Mindestens drei Bekannte haben mir die Kamera empfohlen und auch wenn man auf die Sensor-Rauschwerte achtet ist diese Kamera absolute Spitzenreiter. Zudem ist besitzt sie derzeit wohl einen der schnellsten Autofokussysteme. Den eingebauten Blitz kann man auch gegen die Decke Blitzen lassen was einfach fabelhaft ist. Auch wenn ich mir noch ein oder zwei Rädchen mehr wünschen würde ist diese Kamera wohl mein persönlicher Favorit. Preislich liegt sie, mit etwa 650€, in der Version mit Kit-Objektiv ein kleines Stück günstiger als die OM-D. Mit etwas Glück darf ich die Systemkamera auch bald selbst mal testen dann gibt es eventuell ein kleines Update.
Olympus OM-D E-M10 Mark II: Olympus hat gerade die letzten zwei Jahre viel daran gesetzt auf die OMD-Reihe aufmerksam zu machen. Dazu gehörten verschiedene Events aber auch ein paar Fotografen haben diese Kameras getestet und wohl weitestgehend für gut befunden. Man wird hierzu also jede Menge im Netz finden. Ich hatte bisher leider keine OM-D in der Hand und kann mich so nur an den Daten entlang hangeln. Achtet man dabei auf das Bildrauschen der Kameras so ist die E-M10 ein Stück schlechter als die A6000. Interessant ist bei Olympus aber vor allem er in der Kamera verbaute Bildstabilisator, viele andere Hersteller bauen die Stabilisatoren in die Objektive. Welches nun genau die Vor- oder Nachteile der Stabilisatoren in Body oder Objektiv sind kann ich nicht wirklich einschätzen, aber ein Stabilisator ist vor allem für das Filmen sehr interessant. Die Kamera hat viele Rädchen und Funktionstasten, das gefällt mir! Die Kamera ist in der Kit-Version derzeit mit 700€ gelistet.
Fazit: Es war eigentlich schon rauszulesen, die Sony A6000 ist der Gewinner auf dem Papier, sehr dicht gefolgt von der Olympus OM-D10 II. Ich würde sehr gerne beide Kameras mal in die Hand nehmen und direkt vergleichen. Menüführung und Bedienbarkeit ist ja beim täglichen Handling mit einer Kamera nicht zu unterschätzen.
Kategorie II:
Olympus PEN E-PL7 (oder Vorgänger PL5 und PL6): Sind Systemkameras deren Serie schon länger existiert. Für etwa 450 Euro bekommt man eine vernünftige Kamera mit vermutliche einen identischen Sensor wie in der OMD EM 10 II verbaut ist. Die Einstellungen werden bei dieser Serie aber eher über Unterpunkte im Menü getroffen. Direkte Einstellräder bietet die Serie auf den ersten Blick wenige und das mag ich nicht. Das Display ist um 180° nach unten schwenkbar. Einen Sucher für die Kamera kann man dazukaufen. Der Preis ist jedoch bei etwa 150€ angesiedelt. Einen ausklappbaren Blitz besitzt die Kamera nicht, dieser ist aber über einen Blitzschuh ansteckbar und wohl auch im Zubehör enthalten. Die Kamera liegt inklusive Kit-Objektiv bei 450€. Bei dem Kit-Objektiven gibt es zwei Varianten, hierbei würde ich versuchen die Pancake-Version zu bekommen, da diese noch etwas flacher ist. In Foren hat man bestimmt eine gute Chance ein Schnäppchen zu machen.
Fujifilm X70 (Kompaktkamera): Die Fujifilm ist keine Systemkamera sondern eine Kompaktkamera. Aus diesem Grund ist sie auch weiterhin im Test geblieben, sie ist so eine Art Nachfolger meiner X100 und zeichnet sich dadurch aus das sie ein fest verbautes Objektiv mit nur einer Brennweite besitzt. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Von den Werten wie ISO(51200) und minimaler Blende (2.8) ist die Kamera aber vielversprechend. Blende und Belichtungszeit lassen sich schnell manuell steuern. Besonders interessieren würde mich an der Kamera die Autofokus-Geschwindigkeit und Treffsicherheit, diese Punkte gefallen mir bei meiner Kamera leider nicht. Sie verfügt über einen eingebauten Blitz aber auch einen Blitzschuh. Leider wurde am Sucher gepaart dafür ist auch bei ihr das Display um 180° klappbar. Die Kamera liegt derzeit bei 600€.
Wenn ihr wissen möchtet wie ein Urlaub nur mit einer Brennweite aussehen kann hab ich hier die Reportage von meinem Barcelona-Trip für euch!
Sony RX100 III (Kompaktkamera): Die Kamera ist erst ein Stück später in meine Auswahl gekommen. Grund dafür war die Suche nach einer Kamera die kleiner ist als eine Systemkamera und dennoch einen Zoom besitzt. In der Bildqualität müssen hier ein paar Abstriche zur beispielsweise Olympus PEN E-PL7 gemacht werden. Mit ihrem 1-Zoll-Sensor und lichtstarken Objektiv sollte sie aber hinsichtlich der Bildqualität im Oberfeld der Kompaktkameras mitspielen Sie ist aber auch preislich weit oben angesetzt. Die Kamera hat auch einen Nachfolger welchen ich aber aufgrund des Preises ( >1000€) nicht in die Auswahl aufgenommen habe. EDIT: Die RX100 IV ist mittlerweile im Preis gesunken.
Fazit: Die PEN PL7 scheint von der Preis/Leistung sehr attraktiv zu sein, gerade in Foren kann man bestimmt ein sehr gutes Schnäppchen mit dem Vorgängermodell machen. Wer gerne schnell manuelle Einstellungen tätigt und auch mit einer Brennweite auskommt der ist bei der X70 bestimmt gut aufgehoben. Die RX100 III ist aufgrund ihrer Größe in der Auswahl gelandet, sie ist mittlerweile ein etwas älteres Model, kann aber dennoch in der Klasse der Kompaktkameras (nicht Systemkameras!) ganz oben mitspielen. Eine Freundin hat sich nach dem Testen aufgrund der Größe gegen die Sony A6000 und für die RX 100 III entschieden. Ich denke entscheidend war, dass die A6000 noch zusätzlich Platz für das Objektiv braucht und sie eine „Hosentaschenkamera“ haben wollte.
Objektivwahl:
Abgesehen von der Wahl der Kamera ist die Wahl der Objektive wichtig. Abgesehen von der Fujifilm X70 sind die anderen Modelle Systemkameras.
Zu den Kameras werden oft „Kit-Objektive“ mit angeboten. Dies sind einfache Zoom-Objektive welche vorallem durch ihre relative hohe Blende begrenzt sind. Das heiß es geht weniger Licht durch die Linsen und man hat nicht die GEWÜNSCHTE Unschärfe im Hintergrund und mehr Bildrauschen. Ich sehe das daher etwas gemischt, man bekommt hier oft für einen verhältnismäßig kleinen Aufpreis ein solides Objektiv, darf aber keine Wunder erwarten. Von diesen Objektiven im Tele-Bereich (mehr als 55 mm) würde ich allerdings aber eher abraten. Dies vor allem aus dem Grund, dass man wirklich selten die Kirchturmspitze im Urlaub fotografiert! Für alles andere hat man Füße und kann zu dem Objekt laufen. Ausnahmen sind vielleicht Safaris und Fußball oder andere Sportarten, aber auch da gibt es Alternativen zum Kit-55-200mm-Tele-Obejtiv!
Ich würde jedem Anfänger zu einer Kombination aus einem weitwinkligen Objektiv(18-55mm, 19mm,…) und einer Normalbrennweite (35mm, 50mm) raten. Hierbei würde ich vor allem bei dem Objektiv mit der höheren Brennweite auf eine hohe Lichtstärke achten. Das heißt die Objektive sollten eine Blende von etwa 1.8 oder 2.0 haben. Ich hab dazu einfach mal verschiedene Optionen zusammengestellt, die aus meiner Sicht Sinn ergeben:
Option I: Sony Alpha 6000 (+16-50mm Kit) & Sony SEL35F18 (35 mm 1.8)
Option II: Sony Alpha 6000 (nur Gehäuse) & Sigma 19 DN (19 mm 2.8) & Sigma 30 DN (30 mm 2.8)
Option III: Olympus OM-D E-M10 Mark II (+14-42mm) & Olympus M.Zuiko Digital (45 mm 1.8)
Option IV: Olympus OM-D E-M10 Mark II (nur Gehäuse) & Olympus M.Zuiko Digital (17mm 2.8) & Olympus M.Zuiko Digital (45 mm 1.8)
(Denkbar ist auch die Version mit Kit zu kaufen und dann das Kit wieder zu verkaufen)
Ich kann jedem der über Gebraucht-Kauf nachdenkt nur das DSLR-Forum empfehlen! :)
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